Ritter Harras

Die Ritter-Harras-Sage

Ritter-HarrassageRitter Harras saß im 15. Jahrhundert auf Lichtenwalde. Das gute Einvernehmen mit dem Besitzer der Schellenburg hatte eine Trübung erfahren und Feindschaft herrschte zwischen den Beiden.

Eines Tages brachte ein Knappe dem Ritter Götz auf Schellenburg die Botschaft, dass sich Harras in wenigen Stunden nach der Flöhamündung begehen werde. Schnell war der Entschluss gefasst, den verhassten Gegner dort zu überwinden. Götz begab sich zur Flöha und verbarg sich mit seinen Leuten im Wald. Groß war deren Freude, als Harras arglos heranritt.

Schon brachen die feindlichen Reiter aus dem Wald hervor. Harras riss blitzschnell sein Ross herum und sprengte in den Wald hinein, während seine Knappen sich gegen die Feinde wendeten. Bald lagen sie tot oder verwundet am Boden und die Verfolgung wurde aufgenommen. Schon hörte Harras die Verfolger dicht hinter sich. Nirgends zeigte sich ein Ausweg. So blieb ihm keine andere Möglichkeit, als mit dem Rosse von der Spitze des Hausteines in die tief unten fließende Zschopau zu springen. Der kühne Sprung gelang. Ross und Reiter schwammen zum gegenüberliegenden Ufer. Bald war die schützende Burg erreicht.

Zum Entstehen der Sage aus dem 15. Jahrhundert sowie Zweifeln am Sprung aus 37 m Höhe gibt es heute folgende Deutung, womit sich auch einige Widersprüche klären.

Harras hatte mit seinem schnellen Pferd vor seinen Verfolgern im Morgengrauen den Weg am Vorwerk Altenhain (jetzt Landgasthof Köhlerhof) vorbei zum Felsen gewählt.

KörnerdenkmalAufstieg zum HarrasfelsenIm dortigen Waldgebiet ist er in die rechts neben dem Felsen liegende, zur Zschopau abfallende tiefe Waldschlucht, „Zigeunerlager“ genannt, abgebogen und dort durch den Fluss geschwommen. Seine wegeunkundigen Verfolger sind jedoch am Abzweig vorbei bis zur Felsenkante weitergeritten, von wo aus sie Harras wohlbehalten mit seinem Pferd aus dem Wasser steigen sahen. Die „Schnapphähne“ von Schellenberg (das spätere Augustusburg) wurden durch ihren Misserfolg „überzeugt“, dass Harras von oben gesprungen sei und ihre Meinung als einzige Zeugen verbreitete sich im Volksmund.

Dietrich von Harras hat seine letzte Ruhestätte in der Stiftskirche zu Ebersdorf gefunden, deren Schutzherr es war.

 

Die Harrassage nach A. Meiche, Sagenbuch des Königreiches Sachsen,
G. Schönfels Verlagsbuchhandlung Leipzig 1903